In Deutschland können dem gruppenbezogenen Ideologietyp können in gemäßigter Form die CDU/CSU, in stark ausgeprägter bis extremer Form die AfD und in extremistischer Form die Republikaner und die NPD zugeordnet werden. Die Parteien haben gemeinsam, dass sie Deutschland, die Deutschen oder die deutsche Nation als ihre Gruppe definieren und sie ins Zentrum ihrer Politik stellen – mit Ausnahme der CSU, die ihre Gemeinschaft primär durch die ‚Bayern‘ herleitet. Als gruppenorientierte Partei neuen Typs kann die erste paneuropäische Partei VOLT verstanden werden, die ihren Gruppenbezug nicht nationalistisch, sondern europäisch herleitet. Bei CDU und CSU kommen die christliche Religion als zusätzliches Merkmal der adressierten Gemeinschaft hinzu, sodass sich die Ideologie dieser beiden Parteien mit dem ‚Deutschsein‘ und dem ‚Christsein‘ mischt bzw. verbindet.
Insgesamt können die in der politischen Theoriebildung beschriebene christdemokratische Parteienfamilie (vgl. Liedhegener et al. 2012), die konservative Parteienfamilie (vgl. von Beyme 1982: 43ff; Miliopoulos 2012) und die rechtspopulistische Parteienfamilie (vgl. Decker et al. 2012) dem Gruppentyp zugeordnet werden.

Die dem gruppenbezogenen Ideologietyp zugeordneten Parteien unterscheiden sich graduell hinsichtlich ihres Gemeinschaftsverständnisses und der die Gemeinschaft verbindenden Merkmale. Ihnen gemeinsam ist ein Streben nach Erhaltung und Bewahrung der Gemeinschaft und der gemeinschaftlichen Werte (Konservatismus). Die Art der Gemeinschaft kann sich zum einen auf die körperlichen und zum anderen auf die geistigen Voraussetzungen ihrer Mitglieder beziehen:
Körperliche Voraussetzungen sind z.B. Nation (durch den Ort des Geborenwerdens im Territorium der Gruppe oder durch die Mitgliedschaft der Eltern) oder Ethnie (durch Vorfahren oder körperliche Merkmale). Am stärksten ausgeprägt ist im deutschen Parteiensystem der deutsche Nationalismus als prägendste Ideologie der gruppenbezogenen Parteien zur Definition der Gemeinschaft der Deutschen. Das nationalistische politische Denken kann zum Populismus führen, wenn der Gegensatz zwischen dem Volk und der Elite betont wird (vgl. Lucardie 2018: 44). Paul Lucardie weist auf die Problematik des Begriffs hin, der in der politischen Theoriebildung umstritten ist (vgl. Lucardie 2018: 44).
Dem körperlich vorausgesetzten, gruppenbezogenen Ideologietyp können zudem auch Parteien nationaler Minderheiten wie der Südschleswigsche Wählerverband (SSW) oder die Lausitzer Allianz zugeordnet werden, sofern diese sich nicht ausschließlich als Interessensgruppe, sondern als Ethnie verstehen.
Geistige Merkmale unterscheiden sich von den körperlichen Merkmalen darin, dass sie auf Ideen beruhen, die potenziell veränderbar sind. Beispiele für diese sind Religionen, die eine Vorstellung von dem Leben auf der Welt geben. Untertyp umfasst insbesondere Parteien, die sich Religionen, Konfessionen oder Sekten verbunden fühlen. Beispielhaft können die Partei Bündnis C – Christen für Deutschland oder die Partei Bündnis für Innovationen und Gerechtigkeit als muslimische Partei genannt werden. Auch über den engen Religionsbegriff hinaus können philosophische Denkrichtungen geistig voraussetzend gemeinschaftsbildend sein. Zu nennen ist hier die Partei Die Partei der Humanisten, die aufgrund ihres Anspruchs auf Rationalismus im Interesse aller antipluralistisch ist. Insgesamt impliziert die Gemeinschaftsbildung über geistige Voraussetzungen ein hohes Maß an Radikalisierungs- und Totalisierungspotenziale, da sie im Gegensatz zu körperlich voraussetzenden Gemeinschaften darauf abzielen, Menschen zu verändern (z.B. Missionieren) oder geistige Abweichungen sanktionieren. Zudem sind geistige Merkmale potenziell veränder- und gestaltbar. Durch diese Veränderbarkeit hinsichtlich ihrer Merkmale und ihre (potenziellen) Mitglieder können sie potenziell eine andere Dynamik freisetzen, als dies körperlich voraussetzende Gemeinschaften tun.

Die theoretische Grundlage gruppenbezogener Parteien liegt im entsprechenden Grundtyp (–>mehr/tab).
Literatur:
Beyme, Klaus von (1982): Parteien in westlichen Demokratien, München.
Decker, Frank und Lewandowsky, Marcel (2012): Die rechtspopulistische Parteienfamilie, in: Jun, Uwe und Höhne, Benjamin: Parteienfamilien. Identitätsbestimmend oder nur noch Etikett?, S. 270-283.
Liedhegener, Antonius und Oppelland, Torsten (2012): Die christdemokratische Parteifamilie, in: Jun, Uwe und Höhne, Benjamin: Parteienfamilien. Identitätsbestimmend oder nur noch Etikett?, S. 101-131.
Lucardie, Paul (2018): Zur Typologie der politischen Parteien, in: Decker, Frank und Neu, Viola (Hrsg.): Handbuch der politischen Parteien, Wiesbaden, S. 41-56.
Miliopoulos, Lazaros (2012): Die konservative Parteienfamilie im Kontext der europäischen Integration, in: Jun, Uwe und Höhne, Benjamin: Parteienfamilien. Identitätsbestimmend oder nur noch Etikett?, S. 132-156.